Was ist Earned Value Management (EVM)? Definition, Kennzahlen, Vorteile und Limitierungen
Im dynamischen Umfeld des Projektmanagements suchen Verantwortliche kontinuierlich nach Methoden, um den Fortschritt objektiv zu bewerten, Kosten im Griff zu behalten und Zeitpläne zuverlässig einzuhalten. Eine der etabliertesten und aussagekräftigsten Techniken hierfür ist das Earned Value Management (EVM). Diese Methode bietet einen integrierten Ansatz zur Messung der Projektleistung, indem sie den Projektumfang, den Zeitplan und die Kosten in einem einzigen System zusammenführt. EVM quantifiziert die Leistung, indem es den geplanten Fortschritt mit dem tatsächlich erreichten Fortschritt vergleicht, basierend auf messbaren Einheiten wie Kosten oder Arbeitsstunden. Zu den Kernkonzepten zählen der Plankostenwert (Planned Value, PV), der Fertigstellungswert (Earned Value, EV) und die Ist-Kosten (Actual Cost, AC). Die Anwendung von EVM bringt zahlreiche Vorteile mit sich, wie eine verbesserte Prognosegenauigkeit und ein effektives Frühwarnsystem, birgt aber auch Herausforderungen und Limitationen, beispielsweise den Implementierungsaufwand.
Die Ursprünge des Earned Value Managements reichen bis in die 1960er Jahre zurück, als das US-Verteidigungsministerium (DoD) nach Wegen suchte, die Kontrolle über komplexe Großprojekte wie das Polaris-Raketenprogramm zu verbessern. Daraus entstanden die Cost/Schedule Control Systems Criteria (C/SCSC), die später zum Industriestandard ANSI/EIA-748 weiterentwickelt wurden. EVM fungiert sowohl diagnostisch, indem es die Frage “Wo stehen wir?” beantwortet, als auch prognostisch, indem es Aufschluss darüber gibt, “Wohin gehen wir?”. Es ist somit ein unverzichtbares Werkzeug für die Projektsteuerung und das Risikomanagement.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Earned Value Management (EVM)?
- Was sind die Schlüsselkonzepte von Earned Value Management?
- Wie erfolgt die Leistungsmessung mit Earned Value Management?
- Was sind die Vorteile von Earned Value Management?
- Was sind die Grenzen und Limitierungen von Earned Value Management?
- Earned Value Management vs weitere Projektmethoden
- Projektmanagement Software für das Earned Value Management
- Fazit: Warum Earned Value Management ein mächtiges Werkzeug für Projektmanager bleibt
Was ist Earned Value Management (EVM)?
Earned Value Management (EVM), auch bekannt als Earned Value Project Management (EVPM) oder Earned Value Performance Management, ist eine umfassende Projektmanagementmethode, die den Projektumfang, den Zeitplan und die eingesetzten Ressourcen (Kosten) integriert, um die Projektleistung objektiv anhand einer etablierten Baseline (Leistungsbasisplan) zu messen und zu steuern. Das Kernprinzip des EVM besteht darin, dass der Wert der tatsächlich abgeschlossenen Arbeit – der sogenannte Earned Value (EV) – den budgetierten Kosten für genau diese spezifische Arbeit entspricht. Dieser EV wird oft auch als Budgeted Cost of Work Performed (BCWP) bezeichnet und ist ein zentraler Pfeiler der Methode.
Die Entwicklung des EVM durch das US-Verteidigungsministerium Mitte der 1960er Jahre war eine Reaktion auf die Notwendigkeit, komplexe und kostenintensive Programme effektiver zu managen. Ursprünglich für Großprojekte wie das Polaris-Programm konzipiert, basierte es auf den Cost/Schedule Control Systems Criteria (C/SCSC), einem Satz von 35 Kriterien, die eine disziplinierte Planung und Kontrolle sicherstellen sollten. Von dort aus verbreitete sich die Methode zunächst auf andere US-Regierungsbehörden wie die NASA und das Department of Energy (DOE). Später fand EVM auch im privaten Sektor Anklang, insbesondere in Branchen wie dem Bauwesen, der IT und der Fertigungsindustrie. Die Aufnahme und Prominenz von EVM im PMBOK® Guide des Project Management Institute (PMI) unterstreicht seine globale Anerkennung als Best Practice im Projektmanagement.
Die Langlebigkeit und anhaltende Relevanz von EVM, mit über 50 Jahren bewährter Anwendung, beruht maßgeblich auf seinem Fokus auf grundlegenden Managementkriterien und ‑richtlinien anstelle von starren, vorschreibenden Werkzeugen oder Software. Diese Flexibilität ermöglicht es Organisationen, EVM an ihre spezifischen Bedürfnisse, Prozesse und Projektgrößen anzupassen und in bestehende Managementsysteme zu integrieren.
Was sind die Schlüsselkonzepte von Earned Value Management?
Um Earned Value Management effektiv anwenden zu können, ist ein klares Verständnis seiner grundlegenden Bausteine unerlässlich. Die Kernmethode des Earned Value Managements stützt sich auf mehrere Schlüsselkonzepte, die zusammen ein umfassendes Bild der Projektleistung ergeben:
- Planned Value (PV): Das genehmigte Budget für die geplante Arbeit.
- Earned Value (EV): Der Wert der tatsächlich erbrachten Leistung.
- Actual Cost (AC): Die tatsächlich angefallenen Kosten für die erbrachte Leistung.
- Budget at Completion (BAC): Das geplante Gesamtbudget für das gesamte Projekt.
Die eigentliche Stärke des Earned Value Management Konzepts liegt nicht in der isolierten Betrachtung dieser Werte, sondern in ihrem Vergleich. Die Gegenüberstellung von Earned Value (EV) und Planned Value (PV) gibt Aufschluss über die Zeitplanleistung, während der Vergleich von EV und Actual Cost (AC) die Kostenleistung widerspiegelt. Diese Wechselbeziehungen ermöglichen eine präzise Analyse und Prognose des Projektverlaufs.
Planned Value (PV): Die geplante Basis
Der Planned Value (PV), auch als Budgeted Cost of Work Scheduled (BCWS) bekannt, repräsentiert das genehmigte Budget, das für die bis zu einem bestimmten Stichtag geplante Arbeit vorgesehen ist. Er stellt den geplanten Projektfortschritt in monetären Einheiten dar und bildet die Baseline, an der die tatsächliche Leistung gemessen wird.
Der PV wird direkt aus einem detaillierten Projektplan abgeleitet, der den Umfang (Scope), den Zeitplan (Schedule) und die Kosten (Cost) integriert. Für jedes Arbeitspaket oder jede Aktivität im Projektstrukturplan (PSP) werden die geplanten Kosten über die Zeit verteilt. Die Summe dieser geplanten Kosten bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ergibt den PV.
Beispiel zur Berechnung: Angenommen, eine Projektaufgabe hat ein Gesamtbudget von 1.000 € und soll gemäß Plan bis zum Ende des aktuellen Monats zu 50 % abgeschlossen sein. Der Planned Value für diese Aufgabe zum Monatsende beträgt somit 500 € (1.000 € * 50 %).
Earned Value (EV): Der Wert der erbrachten Leistung
Der Earned Value (EV), auch als Budgeted Cost of Work Performed (BCWP) bezeichnet, quantifiziert den Wert der bis zu einem bestimmten Stichtag tatsächlich erbrachten Arbeit. Er wird in denselben monetären Einheiten wie der Planned Value und die Actual Costs ausgedrückt und stellt somit den “Wert” der geleisteten Arbeit dar, basierend auf dem ursprünglich genehmigten Budget für diese Arbeit.
Die korrekte Messung des EV ist entscheidend für die Aussagekraft der gesamten Earned Value Analyse. Hierfür existieren verschiedene Methoden zur Fortschrittsmessung, sogenannte „Earning Rules“ oder Fertigstellungswertmethoden:
- Meilensteinmethode: Der Wert wird gutgeschrieben, wenn definierte Meilensteine erreicht sind.
- Gewichtete Schritte (Weighted Milestones/Steps): Einzelnen Arbeitspaketschritten werden vorab definierte Gewichtungen (Wertanteile) zugewiesen.
- Physischer Fertigstellungsgrad (Percent Complete): Der Fortschritt wird basierend auf einer objektiven Schätzung des physischen Fertigstellungsgrades bestimmt (z.B. 3 von 5 Modulen programmiert = 60%).
- Feste Formeln (Fixed Formula):
- 0/100-Regel: Der gesamte Wert wird erst bei vollständiger Fertigstellung des Arbeitspakets gutgeschrieben.
- 50/50-Regel: 50 % des Wertes werden bei Beginn und die restlichen 50 % bei Abschluss des Arbeitspakets gutgeschrieben. (Varianten wie 20/80 oder 25/75 sind ebenfalls üblich).
- Aufwandsebene (Level of Effort, LOE): Für unterstützende Tätigkeiten ohne direkt messbare Ergebnisse (z.B. Projektmanagement, Qualitätssicherung) wird der EV oft gleich dem PV gesetzt.
Die Wahl der geeigneten Fortschrittsmessmethode hängt von der Art der Arbeit und der gewünschten Genauigkeit ab. Eine objektive und konsistente Messung ist für die Integrität des Earned Value unerlässlich.
Actual Cost (AC): Die tatsächlichen Ausgaben
Die Actual Cost (AC), auch als Actual Cost of Work Performed (ACWP) bekannt, umfassen die Gesamtkosten, die für die während eines bestimmten Zeitraums tatsächlich angefallenen und erfassten Arbeiten entstanden sind. Dies beinhaltet alle direkten und indirekten Kosten, die dem Projekt oder spezifischen Arbeitspaketen zugeordnet werden können, wie Personalkosten, Materialkosten, Reisekosten oder externe Dienstleistungen.
Die Daten für die AC stammen typischerweise aus den Projektbuchhaltungs‑, Zeiterfassungs- oder Finanzsystemen des Unternehmens. Eine wesentliche Herausforderung bei der Erfassung der Ist-Kosten ist die zeitliche Abstimmung. Es ist kritisch sicherzustellen, dass die AC-Daten zeitlich mit der EV-Berichterstattung (also dem Stichtag der Leistungsmessung) übereinstimmen. Verzögerungen bei der Erfassung oder Verbuchung von Kosten können zu irreführenden Leistungsindikatoren führen, da die gemeldete Leistung (EV) nicht mit den dafür tatsächlich angefallenen Kosten (AC) korreliert. Eine sorgfältige Planung von Ressourcen im Projektmanagement und eine zeitnahe Kostenerfassung sind daher entscheidend.
Budget at Completion (BAC): Das geplante Gesamtbudget des Projekts
Das Budget at Completion (BAC) repräsentiert das geplante Gesamtbudget für den gesamten Projektumfang. Es ist die Summe aller Einzelbudgets für die im Projektstrukturplan definierten Arbeitspakete und Aktivitäten. Das BAC bildet die ursprüngliche Performance Measurement Baseline (PMB) hinsichtlich der Kosten und dient als fundamentaler Bezugspunkt für die Gesamtprojektbewertung.
Das BAC spielt eine wichtige Rolle bei der Berechnung von Gesamtprojektvarianzen, verschiedenen Leistungsindizes und insbesondere bei der Prognose der voraussichtlichen Endkosten des Projekts, dem Estimate at Completion (EAC). Idealerweise sollte das BAC während der gesamten Projektlaufzeit stabil bleiben. Änderungen am BAC sind nur dann gerechtfertigt, wenn es genehmigte Änderungen am Projektumfang (Scope Changes) gibt. Eine solide Kostenplanung im Projektmanagement ist die Grundlage für ein realistisches BAC.

Wie erfolgt die Leistungsmessung mit Earned Value Management?
Nachdem die Schlüsselkonzepte PV, EV, AC und BAC etabliert sind, können daraus verschiedene Metriken abgeleitet werden, um die Projektleistung detailliert zu analysieren und Prognosen für den weiteren Verlauf zu erstellen. Diese EVM Kennzahlen ermöglichen es Projektmanagern, Abweichungen frühzeitig zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen. In der Praxis zeigt sich, dass bestimmte Kennzahlen oder deren Kombinationen besonders aussagekräftige Frühwarnindikatoren darstellen. So bietet beispielsweise PLANTA Project im Infoboard visuelle Auswertungen zentraler EVM-Kennzahlen, insbesondere für den Earned Value selbst sowie für die Trends von SPI/CPI und SV/CV. Diese Darstellungen basieren auf den freigegebenen Statusberichten und der jeweils gültigen Baseline.

Durch diese grafische Aufbereitung in PLANTA Project können negative Entwicklungen – z. B. ein kontinuierlich fallender CPI unter 1,0 – frühzeitig erkannt und unmittelbar vom Projektmanagement adressiert werden.
Auch wenn keine expliziten, festen Schwellenwerte wie ein CPI < 0,9 systemseitig vorgegeben sind, unterstützt die Visualisierung der Trends im Zeitverlauf eine effektive Interpretation und das Erkennen kritischer Muster. Der To-Complete Performance Index (TCPI) wird aktuell zwar nicht als eigener Trend visualisiert, kann aber als wichtige rechnerische Größe im Kontext der anderen Kennzahlen für die Restaufwandssteuerung berücksichtigt werden.
Die wichtigsten Metriken für die Earned Value Management Leistungsmessung umfassen:
- Kostenvarianz (Cost Variance, CV): Misst die Abweichung der tatsächlichen Kosten vom verdienten Wert. Formel: CV = EV — AC. Ein positiver Wert bedeutet, das Projekt liegt unter Budget, ein negativer Wert, es liegt über Budget.
- Zeitplanvarianz (Schedule Variance, SV): Misst die Abweichung des verdienten Wertes vom Planwert in monetären Einheiten. Formel: SV = EV — PV. Ein positiver Wert bedeutet, das Projekt ist dem Zeitplan voraus, ein negativer Wert, es ist im Verzug.
- Kostenleistungsindex (Cost Performance Index, CPI): Misst die Kosteneffizienz. Formel: CPI = EV / AC. Ein Wert > 1.0 bedeutet höhere Kosteneffizienz als geplant, < 1.0 geringere.
- Zeitplanleistungsindex (Schedule Performance Index, SPI): Misst die Zeiteffizienz. Formel: SPI = EV / PV. Ein Wert > 1.0 bedeutet, das Projekt kommt schneller voran als geplant, < 1.0 langsamer.
- Estimate at Completion (EAC): Prognostiziert die voraussichtlichen Gesamtkosten des Projekts bei Fertigstellung. Verschiedene Formeln existieren, z.B. EAC = BAC / CPI (wenn aktuelle Effizienz beibehalten wird).
- Estimate to Complete (ETC): Prognostiziert die noch benötigten Kosten, um das Projekt abzuschließen. Formel: ETC = EAC — AC.
- Variance at Completion (VAC): Prognostiziert die Abweichung des Gesamtbudgets bei Fertigstellung. Formel: VAC = BAC — EAC.
- To-Complete Performance Index (TCPI): Gibt an, welche Kosteneffizienz für die verbleibende Arbeit erforderlich ist, um das Projekt innerhalb eines bestimmten Budgets (BAC oder EAC) abzuschließen. Formel (basierend auf BAC): TCPI = (BAC — EV) / (BAC — AC).
Varianzanalyse mit Cost Variance (CV) und Schedule Variance (SV)
Varianzanalysen sind ein Kernstück des EVM und messen die Abweichung vom Plan in absoluten monetären Werten. Sie geben direkte Hinweise darauf, ob ein Projekt im Hinblick auf Kosten und Zeitplan auf Kurs ist.
- Cost Variance (CV): Kostenvarianz
Die CV wird berechnet als: CV = EV — AC.- CV > 0: Das Projekt liegt unter den budgetierten Kosten für die erbrachte Leistung (positiv, günstig).
- CV < 0: Das Projekt liegt über den budgetierten Kosten für die erbrachte Leistung (negativ, ungünstig).
- CV = 0: Das Projekt liegt genau im Budget für die erbrachte Leistung.
Eine positive Kostenvarianz bedeutet, dass für die bisher geleistete Arbeit weniger Kosten angefallen sind, als ursprünglich dafür budgetiert waren.
- Schedule Variance (SV): Zeitplanvarianz
Die SV wird berechnet als: SV = EV — PV.- SV > 0: Das Projekt ist dem Zeitplan voraus (mehr Arbeit erledigt als geplant).
- SV < 0: Das Projekt liegt hinter dem Zeitplan zurück (weniger Arbeit erledigt als geplant).
- SV = 0: Das Projekt liegt genau im Zeitplan.
Die Zeitplanvarianz wird in Geldeinheiten ausgedrückt und gibt den monetären Wert der Abweichung vom Zeitplan an. Ein SV von ‑10.000 € bedeutet beispielsweise, dass Arbeit im Wert von 10.000 € noch nicht erbracht wurde, die laut Plan bereits hätte abgeschlossen sein sollen.
Leistungsindizes mit Cost Performance Index (CPI) und Schedule Performance Index (SPI)
Während Varianzen absolute Abweichungen zeigen, drücken Leistungsindizes die Effizienz als Verhältnis aus. Sie sind besonders nützlich für Vergleiche über Zeit, zwischen Projekten oder Projektphasen und dienen als Grundlage für Prognosen.
- Cost Performance Index (CPI): Kostenleistungsindex
Der CPI wird berechnet als: CPI = EV / AC.- CPI > 1.0: Das Projekt ist kosteneffizienter als geplant (z.B. CPI = 1.2 bedeutet, für jeden ausgegebenen Euro wurde ein Wert von 1,20 € erzielt).
- CPI < 1.0: Das Projekt ist weniger kosteneffizient als geplant (z.B. CPI = 0.8 bedeutet, für jeden ausgegebenen Euro wurde nur ein Wert von 0,80 € erzielt).
- CPI = 1.0: Das Projekt ist genau kosteneffizient gemäß Plan.
Der CPI ist ein kritischer Indikator für die finanzielle Gesundheit eines Projekts.
- Schedule Performance Index (SPI): Zeitplanleistungsindex
Der SPI wird berechnet als: SPI = EV / PV.- SPI > 1.0: Das Projekt kommt schneller voran als geplant.
- SPI < 1.0: Das Projekt kommt langsamer voran als geplant.
- SPI = 1.0: Das Projekt ist genau im Zeitplan.
Obwohl der SPI ein nützlicher Indikator ist, hat er eine Einschränkung: Gegen Projektende tendiert der SPI immer gegen 1.0, unabhängig davon, ob das Projekt tatsächlich pünktlich fertig wird oder nicht (da PV und EV sich dem BAC annähern). Für eine robustere Zeitplananalyse, insbesondere bei Verzögerungen, wird ergänzend das Konzept des Earned Schedule (ES) verwendet, das die Zeitplanleistung in Zeiteinheiten misst.
Prognosemetriken mit Estimate at Completion (EAC) und Estimate to Complete (ETC)
EVM ermöglicht nicht nur die Bewertung der bisherigen Leistung, sondern auch fundierte Prognosen über die zukünftige Kostenentwicklung. Die wichtigsten Prognosemetriken sind das Estimate at Completion (EAC) und das Estimate to Complete (ETC).
- Estimate at Completion (EAC): Prognose der Gesamtkosten bei Fertigstellung
Das EAC prognostiziert die voraussichtlichen Gesamtkosten des Projekts basierend auf der bisherigen Leistung und bestimmten Annahmen für die Zukunft. Gängige Formeln zur Berechnung des EAC sind:- EAC = BAC / CPI: Diese Formel wird verwendet, wenn angenommen wird, dass die bisherige Kosteneffizienz (CPI) für den Rest des Projekts beibehalten wird. Dies ist oft die Standardformel.
- EAC = AC + (BAC — EV): Diese Formel unterstellt, dass die verbleibende Arbeit zu den ursprünglich geplanten Kosten ausgeführt wird, also die bisherige Effizienz keinen Einfluss auf die Zukunft hat.
- EAC = AC + Neue Schätzung (Bottom-up ETC): Hier werden die bisherigen Ist-Kosten (AC) zu einer neuen, detaillierten Schätzung der verbleibenden Kosten (ETC) addiert. Dieser Ansatz ist am genauesten, wenn sich die Rahmenbedingungen signifikant geändert haben.
- EAC = AC + (BAC — EV) / (CPI * SPI): Diese Formel berücksichtigt sowohl die Kosten- als auch die Zeitplaneffizienz für die Prognose der Restkosten.
- Estimate to Complete (ETC): Prognose der Restkosten
Das ETC gibt an, wie viele Kosten voraussichtlich noch anfallen werden, um die verbleibende Projektarbeit abzuschließen. Es kann auf verschiedene Weisen berechnet werden:- ETC = EAC — AC: Dies ist die gängigste Ableitung, nachdem das EAC bestimmt wurde.
- ETC = (BAC — EV) / CPI: Wenn angenommen wird, dass die restliche Arbeit mit der bisherigen Kosteneffizienz ausgeführt wird.
- ETC = Neue Schätzung (Bottom-up): Eine detaillierte Neuschätzung der Kosten für alle verbleibenden Aufgaben.
Diese EVM Prognose-Metriken sind entscheidend für das Erwartungsmanagement der Stakeholder und für rechtzeitige Korrekturmaßnahmen, falls die Projektendkosten das Budget zu überschreiten drohen.
Weitere Schlüsselindikatoren: Variance at Completion (VAC) und To-Complete Performance Index (TCPI)
Zwei weitere wichtige Indikatoren runden das Bild der Projektleistung und ‑prognose ab: die Variance at Completion (VAC) und der To-Complete Performance Index (TCPI).
- Variance at Completion (VAC): Abweichung bei Fertigstellung
Die VAC prognostiziert den erwarteten Budgetüberschuss oder ‑defizit am Ende des Projekts. Sie wird berechnet als: VAC = BAC — EAC.- VAC > 0: Das Projekt wird voraussichtlich unter dem geplanten Budget abgeschlossen (positiv).
- VAC < 0: Das Projekt wird voraussichtlich das geplante Budget überschreiten (negativ).
- VAC = 0: Das Projekt wird voraussichtlich genau im Rahmen des geplanten Budgets abgeschlossen.
Die VAC ist eine klare Aussage darüber, ob das Projekt seine finanziellen Ziele erreichen wird.
- To-Complete Performance Index (TCPI): Ziel-Kostenleistungsindex
Der TCPI ist ein kritischer Indikator, der die erforderliche Kosteneffizienz für die verbleibende Arbeit angibt, um ein bestimmtes finanzielles Ziel zu erreichen – entweder das ursprüngliche Budget (BAC) oder die aktuelle Prognose (EAC).- TCPI (basierend auf BAC): TCPI = (BAC — EV) / (BAC — AC)
Diese Formel gibt an, welche Kosteneffizienz (CPI) für die Restarbeit benötigt wird, um das Projekt genau zum ursprünglichen Gesamtbudget (BAC) abzuschließen.
- TCPI (basierend auf BAC): TCPI = (BAC — EV) / (BAC — AC)
TCPI (basierend auf EAC): TCPI = (BAC — EV) / (EAC — AC)
Diese Formel gibt an, welche Kosteneffizienz für die Restarbeit benötigt wird, um die prognostizierten Gesamtkosten (EAC) zu erreichen.
Der TCPI dient als “Realitätscheck”: Ist der erforderliche TCPI signifikant höher als der bisherige CPI, ist es unwahrscheinlich, dass das Ziel ohne drastische Maßnahmen erreicht wird. Ein TCPI > 1.0 bedeutet, dass die verbleibende Arbeit effizienter als ursprünglich geplant ausgeführt werden muss.
Interaktiver EVM-Zustandscheck
Geben Sie Ihre Projektdaten ein, um eine detaillierte Analyse und Prognose nach der Earned-Value-Methode zu erhalten.
1. Projektdaten eingeben
2. Leistungsanalyse: Wo stehen Sie?
Kostenvarianz (CV)
-
Gibt an, ob Sie über oder unter dem Budget für die geleistete Arbeit liegen.
Zeitplanvarianz (SV)
-
Zeigt an, ob Ihr Projekt dem Zeitplan voraus oder hinterher ist (in Geldeinheiten).
Kostenleistungsindex (CPI)
-
Misst die Kosteneffizienz. Ein Wert > 1.0 ist positiv.
Zeitplanleistungsindex (SPI)
-
Misst die Zeiteffizienz. Ein Wert > 1.0 bedeutet, Sie sind schneller als geplant.
3. Prognose: Wohin gehen Sie?
Prognose bei Fertigstellung (EAC)
-
Die voraussichtlichen Gesamtkosten des Projekts, basierend auf der aktuellen Leistung.
Prognose der Restkosten (ETC)
-
Die voraussichtlich noch benötigten Kosten, um das Projekt abzuschließen.
Abweichung bei Fertigstellung (VAC)
-
Die erwartete Budgetüberschreitung oder ‑unterschreitung am Projektende.
4. Realitätscheck: Was ist zu tun?
Ziel-Kostenleistungsindex (TCPI)
-
Gibt an, welche Kosteneffizienz für die restliche Arbeit erforderlich ist, um das Budget (BAC) einzuhalten.
Was sind die Vorteile von Earned Value Management?
Die konsequente Anwendung von Earned Value Management bietet eine Reihe signifikanter Vorteile für die Projektsteuerung und das gesamte Management. Der Nutzen von EVM zeigt sich in verschiedenen Aspekten des Projektalltags:

- Objektive Leistungsmessung: EVM liefert quantitative, datengestützte Informationen über den Projektstatus hinsichtlich Kosten und Zeitplan. Dies ersetzt subjektive Einschätzungen (“gefühlte 80 % fertig”) durch harte Fakten und ermöglicht eine einheitliche Bewertungsgrundlage.
- Verbesserte Prognosegenauigkeit & Frühwarnung: Studien haben gezeigt, dass EVM-Kennzahlen wie der CPI bereits früh im Projektverlauf (oft nach 15–20 % Fertigstellung) eine hohe Stabilität aufweisen und somit zuverlässige Prognosen für die Projektendkosten (EAC) ermöglichen. Abweichungen vom Plan werden frühzeitig sichtbar, sodass EVM als effektives Frühwarnsystem dient und rechtzeitige Korrekturmaßnahmen erlaubt. Ein Praxisbeispiel hierfür ist ein Industrieunternehmen mit hohen Anforderungen an Revisionssicherheit und Projekttransparenz, das PLANTA Project für die systematische Einführung der Earned Value Analyse nutzte. Ziel war unter anderem die Erfüllung regulatorischer Anforderungen eines internationalen Compliance-Standards.
Mithilfe der EVA-Funktionen in PLANTA Project konnte das Unternehmen Restaufwände präziser planen und Abweichungen frühzeitig erkennen. Besonders hilfreich war dabei die revisionssichere Nachverfolgbarkeit aller Ist-Daten. Das Ergebnis: verbesserte Kostenkontrolle, reduzierte Projektrisiken und ein durch externe Prüfer positiv bewerteter Projektcontrolling-Prozess. - Erhöhte Projektsichtbarkeit und ‑kontrolle: Durch die Integration von Umfang, Zeitplan und Kosten bietet EVM eine ganzheitliche Sicht auf das Projekt. Dies erhöht die Transparenz für alle Stakeholder und ermöglicht eine präzisere Steuerung. Abweichungen können schnell identifiziert und analysiert werden, was “Management by Exception” unterstützt.
- Förderung von Verantwortlichkeit & grundlegenden PM-Disziplinen: EVM verknüpft die Leistung direkt mit Elementen des Projektstrukturplans (PSP) und den verantwortlichen Kostenstellenmanagern (Control Account Managers, CAMs), was die Verantwortlichkeit stärkt. Darüber hinaus erzwingt die Implementierung von EVM von Natur aus gute Projektmanagement-Praktiken wie eine detaillierte Planung, die Erstellung einer stabilen Baseline und eine disziplinierte Fortschrittsverfolgung.
Ein konkretes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von EVM mit PLANTA Project ist die RENK Magnet-Motor GmbH, eine Tochtergesellschaft von L3Harris Technologies. Dieser Fall unterstreicht, wie die Software zur Erfüllung strenger Compliance-Anforderungen beitragen kann.
PRAXISBERICHT: PLANTA Project unterstützt SOX-Standard bei RENK Magnet-Motor GmbH
PLANTA Projektmanagement hat die Starnberger Firma RENK Magnet-Motor GmbH dabei unterstützt, die seit Einführung des SOX-Standards (Sarbanes-Oxley Act) geltenden erweiterten finanziellen Offenlegungspflichten zu erfüllen. Die revisionssichere Erfassung und Rückverfolgung der IST-Stunden und die laufende Planung der Rest-Aufwände eines Projektes sind mit PLANTA Project möglich.

Projektleiter und Management können auf einen Blick erkennen, wie gut ein Projekt tatsächlich hinsichtlich Aufwand und Terminen dasteht, und wie sich die Daten zusammensetzen – ein Vorteil von PLANTA Project, der beim SOX-Audit der L3 Tochter gelobt wurde.
SOX-Anforderungen nach internen Kontrollen
Nicht alle bestehenden Risikomanagementsysteme erfüllen die SOX-Anforderungen nach angemessenen internen Kontrollen. Die nachzuweisende lückenlose Dokumentation der internen Kontrollen führt in den betreffenden Unternehmen zu großem Mehraufwand, sofern sie nicht durch eine leistungsfähige Projektmanagement-Software unterstützt werden. Der Einsatz von PLANTA Project, als eines der wenigen Projektmanagement-Systeme seit mehr als 40 Jahren am Markt, ermöglicht über die Einhaltung der neuen Anforderungen hinaus auch die Optimierung der Planungsprozesse im Unternehmen, von der strategischen Planung und Steuerung des Portfolios bis hin zum Projektmanagement.
Kostenkontrolle in Projekten
Während herkömmliche Methoden der Kostenüberwachung lediglich die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt geplanten Kosten (Soll-Kosten) den bis zu diesem Tage tatsächlich angefallenen Kosten (IST-Kosten) gegenüberstellen, liefert PLANTA Project umfangreiche Unterstützung für die Planung der Rest-Aufwände und kann durch die Earned-Value-Analyse (=Leistungswertanalyse) auch den Fertigstellungsgrad von Projekten darstellen. Eine Trendanalyse und eine frühzeitige Kontrolle des Projektfortschritts ermöglichen es, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um Budgetüberschreitungen möglichst zu verhindern.
Projektrisiken minimieren durch SOX
Earned Value Management wird als Standardmethode des Projektcontrollings empfohlen. PLANTA Project beherrscht diese Methode als eines der wenigen Systeme am Markt bereits seit 1999. Die Berechnung des Earned Value kann auf Basis der abgeschlossenen Arbeitspakete, der eingegebenen Fertigstellungsgrade, proportional zur vergangenen Zeit oder nach frei definierbaren Fixwerten für begonnene und abgeschlossene Arbeitspakete erfolgen. Ziel des Sarbanes-Oxley Acts ist es, nach den Bilanzskandalen der vergangenen Jahre, die Anlieger besser zu schützen, indem Projektrisiken, die die Unternehmensbilanz verfälschen würden, wenn sie nicht lückenlos dokumentiert würden, offen gelegt werden. Erreicht werden soll das u.a. durch die Verantwortung des Managements bis hin zur Rückzahlung erfolgsabhängiger Vergütungen im Falle unrichtiger Jahresabschlüsse, die nachträglich zu Korrekturen führen.
Kurzportrait RENK Magnet-Motor GmbH
RENK Magnet-Motor GmbH ist eine Gesellschaft zur Entwicklung und Einführung neuer Technologien auf den Gebieten der elektrischen Antriebe und der Energietechnik. PLANTA Project wird seit 2008 eingesetzt zur Steuerung der Produktentwicklung im Rahmen von Kundenaufträgen. Weitere eingesetzte PLANTA Komponente: Customizer für kundenspezifische Anpassungen.
Weitere Informationen zu diesem Praxisbericht finden Sie hier.
Zusammenfassend lassen sich die Hauptvorteile wie folgt auflisten:
- Objektive und quantitative Messung der Projektleistung
- Präzisere Kosten- und Zeitplanprognosen
- Effektives Frühwarnsystem bei Abweichungen
- Ganzheitliche Sicht auf Projektumfang, ‑zeitplan und ‑kosten
- Verbesserte Transparenz und Kontrolle
- Unterstützung des “Management by Exception”
- Klare Zuweisung von Verantwortlichkeiten
- Förderung disziplinierter Planung und Steuerung
Diese Vorteile des Earned Value Management machen es zu einem mächtigen Werkzeug für Projektmanager und Organisationen, die ihre Projekterfolgsquote steigern wollen.
Was sind die Grenzen und Limitierungen von Earned Value Management?
Trotz seiner unbestreitbaren Stärken ist Earned Value Management kein Allheilmittel und weist bestimmte Grenzen und Implementierungsherausforderungen auf. Ein Bewusstsein für diese Nachteile von EVM ist wichtig, um die Methode realistisch einzuschätzen und korrekt anzuwenden.
- Implementierungshürden:
- Komplexität und Aufwand: Die Einführung und Pflege eines EVM-Systems kann, insbesondere bei komplexen Projekten, aufwendig sein. Es erfordert eine detaillierte Planung, eine stabile Baseline und eine konsequente Datenerfassung.
- Datenqualität: Die Genauigkeit von EVM hängt entscheidend von der Qualität der zugrundeliegenden Daten (PV, EV, AC) ab. Ungenaue Fortschrittsmessung oder verspätete Kostenerfassung können die Ergebnisse verfälschen.
- Widerstand gegen Veränderungen: Die Einführung von EVM kann auf Widerstand stoßen, wenn Projektteams oder Führungskräfte den Nutzen nicht erkennen oder den zusätzlichen Aufwand scheuen.
- Potenzielle Fehlanwendung: Ohne entsprechendes Training und Verständnis können EVM-Kennzahlen falsch interpretiert oder für manipulative Zwecke missbraucht werden.
- Keine Ursachenanalyse: EVM ist primär ein diagnostisches Werkzeug. Es identifiziert Abweichungen (z.B. eine negative Kostenvarianz), erklärt aber nicht deren Ursachen. Die Gründe für die Abweichung müssen durch separate Analysen und Untersuchungen ermittelt werden.
- Keine direkte Qualitätsmessung: EVM fokussiert auf die Leistung hinsichtlich Umfang, Zeitplan und Kosten. Die Qualität der erbrachten Leistung oder der Projektergebnisse wird nicht direkt gemessen. Ein Projekt kann nach EVM-Metriken “im Plan” sein, aber dennoch Qualitätsprobleme aufweisen. Die Qualitätskontrolle muss durch separate Prozesse sichergestellt werden.
- Projektleistung vs. Geschäftswert/ROI: EVM misst, wie gut ein Projekt seinen Plan einhält (Effizienz der Projektabwicklung). Es gibt jedoch keine direkte Auskunft darüber, ob das Projekt den beabsichtigten Geschäftswert (Business Value) oder den Return on Investment (ROI) liefert. Ein Projekt kann perfekt nach Plan abgeschlossen werden, aber dennoch keinen strategischen Nutzen bringen, wenn sich z.B. die Marktbedingungen geändert haben. Um diese Limitationen zu adressieren, ermöglicht PLANTA Project die Integration von EVM-Daten mit strategischen Kennzahlen. Funktionen wie Projektstatusberichte, Meilensteintrendanalysen und Soll-Ist-Vergleiche unterstützen Projektmanager dabei, neben den klassischen EVM-Leistungskennzahlen auch qualitative Aspekte und den Business Value im Blick zu behalten.
Darüber hinaus bietet PLANTA Project eine flexible Schnittstellenarchitektur, die den bidirektionalen Datenaustausch mit anderen Systemen ermöglicht. Dadurch können qualitative Kennzahlen, strategische Zielvorgaben oder Kundenfeedback aus externen Quellen integriert werden, um ein umfassenderes Bild des Projekterfolgs zu erhalten.

Die Kenntnis dieser Grenzen des Earned Value Management hilft, die Methode richtig einzuordnen und gegebenenfalls durch andere Managementansätze zu ergänzen.
Earned Value Management vs weitere Projektmethoden
Die Anwendbarkeit und Integration von Earned Value Management kann sich je nach der zugrundeliegenden Projektmanagement-Methodik unterscheiden. Insbesondere der Vergleich zwischen traditionellen (Wasserfall-)Ansätzen und agilen Methoden ist hier relevant.
Grundsätzlich kontrastiert EVM, mit seiner starken Abhängigkeit von einer im Voraus detailliert geplanten und fixierten Baseline (dem Leistungsbasisplan), mit agilen Prinzipien, die Veränderungen begrüßen und auf iterative Entwicklung setzen. Während im klassischen Wasserfallmodell der Umfang oft zu Beginn festgelegt wird und EVM hier seine Stärken voll ausspielen kann, erfordert die Anwendung im agilen Kontext Anpassungen. Dennoch gibt es Ansätze für “Agile EVM”, beispielsweise durch Baselining auf Release-Ebene, die Zuordnung von agilen Artefakten wie dem Product Backlog zu Elementen eines Projektstrukturplans und die Verwendung von Story Points zur Messung des Earned Value. Oft wird hier die 0/100-Regel für die Bewertung abgeschlossener User Stories verwendet.
Hybride Projektmanagement-Modelle, die Elemente der Wasserfallplanung für den Gesamtüberblick mit agiler Ausführung für einzelne Entwicklungszyklen kombinieren, können ebenfalls von EVM profitieren, indem es zur Überwachung des Gesamtfortschritts und der Budgeteinhaltung auf einer höheren Ebene eingesetzt wird. Eine Vertiefung in verschiedene Projektmanagement Methoden kann hier weiteren Kontext bieten.
Earned Value Management versus Agile
Der Kernkonflikt zwischen traditionellem EVM und Agiles Projektmanagement liegt in der unterschiedlichen Handhabung von Umfang und Planung. Traditionelles EVM setzt einen relativ stabilen, im Voraus definierten Umfang voraus, der in einer Baseline fixiert wird. Agile Methoden hingegen sind darauf ausgelegt, flexibel auf sich ändernde Anforderungen zu reagieren; der Umfang ist oft nicht von Beginn an vollständig detailliert und kann sich im Laufe der Iterationen (Sprints) anpassen.
Um EVM dennoch in agilen Umgebungen nutzen zu können (Agile EVM), wurden verschiedene Anpassungen und Integrationsstrategien entwickelt:
- Release-Level-Baselines: Anstatt das gesamte Projekt im Detail vorauszuberechnen, wird eine Baseline für ein bestimmtes Release oder eine größere Iteration erstellt.
- Verwendung von Story Points für EV: Story Points, eine gängige Maßeinheit für den Aufwand in agilen Projekten, können zur Berechnung des Earned Value herangezogen werden. Der geplante Wert (PV) basiert auf den für einen Sprint oder ein Release geplanten Story Points, der EV auf den tatsächlich abgeschlossenen Story Points.
- 0/100-Regel für User Stories: Eine User Story gilt erst dann als “verdient” (Earned Value wird gutgeschrieben), wenn sie vollständig abgeschlossen und abgenommen ist.
- Fokus auf kürzere Berichtszyklen: Die Leistungsberichterstattung orientiert sich oft an den Sprint-Längen.
Die Anwendung von EVM in hybriden oder rein agilen Projektumgebungen stellt besondere Herausforderungen dar, insbesondere hinsichtlich der Flexibilität des Projektumfangs und der Fortschrittsbewertung.
PLANTA Project bietet auch Controlling-Statusberichte für hybride Projekte: Die Earned Value-Analyse wird auf Basis des Baseline-Statusberichts (freigegebene verabschiedete Planung) und eines der freigegebenen Statusberichte angezeigt; sie kann für ein oder mehrere Projekte gleichzeitig erstellt werden. Damit kann auch in agilen oder hybriden Projektumgebungen der Projektfortschritt getrackt werden.
Es ist dabei zu beachten, dass für eine reine Agile-EVM-Implementierung, die auf Story Points als direkter Basis für den Earned Value beruht, aktuell in PLANTA Project keine native Standardfunktion existiert. Unternehmen, die eine solche spezifische Integration von agilen Methoden und EVA anstreben, können dies durch individuelle Anpassungen oder die Anbindung spezialisierter agiler Tools realisieren, um die Logik der Story-Point-basierten EV-Berechnung abzubilden.
Aspekt | Traditionelles EVM (oft im Wasserfall) | Agile EVM-Anwendung |
---|---|---|
Planungsbasis | Detaillierter Projektstrukturplan (PSP), feste Baseline | Release Plan, Sprint Backlog, flexible Baseline |
Umfangsmanagement | Fester Umfang, Änderungen über Change Requests | Variabler/sich entwickelnder Umfang, priorisiertes Backlog |
Fortschrittsmessung | Diverse “Earning Rules”, oft % Complete | Meist 0/100 für User Stories/Features, Story Points |
Berichtszyklen | Oft monatlich | Oft pro Sprint/Iteration (z.B. alle 2–4 Wochen) |
Hauptvorteile | Starke Kontrolle bei stabilem Umfang, Langfristprognosen | Transparenz im Release, kurzfristige Prognosen, unterstützt iterative Lieferung |
Herausforderungen | Weniger flexibel bei häufigen Änderungen | Management einer “stabilen” Baseline für Vergleiche, Synchronisation von Änderungen, erfordert oft Mentalitätswandel |
Trotz der Herausforderungen kann Agile EVM wertvolle Einblicke in die Leistung agiler Projekte liefern, insbesondere wenn es um die Kommunikation mit Stakeholdern geht, die traditionelle Fortschrittsberichte gewohnt sind, oder wenn vertragliche Anforderungen eine Leistungsmessung erfordern.
Earned Value Management und Wasserfallmodell
Earned Value Management und das Wasserfallmodell passen naturgemäß gut zusammen. Das Wasserfallmodell ist ein sequenzieller, planorientierter Ansatz, bei dem Projektphasen nacheinander durchlaufen werden (z.B. Anforderung, Design, Implementierung, Test, Inbetriebnahme). Umfang, Zeitplan und Kosten werden idealerweise zu Beginn des Projekts detailliert definiert und in einem umfassenden Projektplan festgehalten.
Diese Vorgehensweise erleichtert die Erstellung der Performance Measurement Baseline (PMB), die eine Grundvoraussetzung für EVM ist. Da im traditionellen Projektmanagement nach Wasserfall der Umfang in der Regel als relativ fest betrachtet wird, kann EVM effektiv eingesetzt werden, um die Leistung bei der Erreichung dieses definierten Umfangs innerhalb der (potenziell variablen) Zeit- und Kostenziele zu überwachen und zu steuern.
Die Anwendung von EVM im Wasserfall ist besonders verbreitet in Branchen mit großen, komplexen Projekten und oft strengen vertraglichen Anforderungen, wie beispielsweise im Bauwesen, in der Verteidigungsindustrie oder bei großen Infrastrukturprojekten. Hier bietet EVM die notwendige Struktur und die Metriken, um den Fortschritt objektiv zu verfolgen und frühzeitig auf Abweichungen reagieren zu können.
Projektmanagement Software für das Earned Value Management
Die manuelle Berechnung und Verfolgung von EVM-Kennzahlen kann, insbesondere bei größeren Projekten, sehr zeitaufwendig und fehleranfällig sein. Daher greifen viele Organisationen auf spezialisierte Projektmanagement Software zurück, die Funktionen für das Earned Value Management integriert haben. Eine leistungsfähige EVM Software wie PLANTA Project kann den Prozess erheblich vereinfachen und die Genauigkeit der Analysen verbessern.
Typische Funktionen eines Earned Value Management Systems (EVMS), die in einer Softwarelösung enthalten sein können, umfassen:
- Integration mit Planungs- und Buchhaltungssystemen: Direkter Import oder Anbindung an Projektpläne (Aufgaben, Dauer, Ressourcen, Kosten) und Finanzsysteme (Ist-Kosten).
- Automatische Berechnung von EVM-Metriken: PV, EV, AC sowie alle abgeleiteten Varianzen (CV, SV) und Indizes (CPI, SPI) werden automatisch auf Basis der eingegebenen Daten berechnet.
- Unterstützung verschiedener Fertigstellungswertmethoden (“Earning Rules”): Die Software sollte flexible Optionen zur Definition bieten, wie der Earned Value für Aufgaben gemessen wird (z.B. 0/100, 50/50, % Complete, Meilensteine).
- Umfangreiche Berichterstattung und Dashboards: Grafische Aufbereitung der EVM-Daten in Form von S‑Kurven, Diagrammen und anpassbaren Berichten zur Visualisierung von Trends und Abweichungen.
- Baseline-Management: Funktionen zum Erstellen, Speichern und Verwalten verschiedener Versionen der Performance Measurement Baseline sowie zur Handhabung von genehmigten Änderungen.
- Prognosefunktionen (EAC, ETC): Automatische Berechnung verschiedener EAC-Szenarien basierend auf unterschiedlichen Annahmen.
Bei der Auswahl einer Softwarelösung für EVM sollten Unternehmen ihre spezifischen Anforderungen berücksichtigen, wie Projektgröße und ‑komplexität, die Branche, bereits vorhandene Softwarelandschaften und den gewünschten Detaillierungsgrad der Analyse. Ein Vergleich verschiedener Optionen, wie in einem Artikel über Software für Projektmanagement im Vergleich dargestellt, kann hier hilfreich sein.
PLANTA Project bietet robuste Funktionalitäten zur Unterstützung des Earned Value Managements, von der detaillierten Planung über die Fortschrittserfassung bis hin zur automatisierten Berechnung und aussagekräftigen Visualisierung aller relevanten EVM-Kennzahlen. Von Anwendern wird hierbei oft die Kombination aus grafischen Trendanalysen und einer hohen Flexibilität bei der Earned Value Berechnung als besonders wertvoll hervorgehoben.
Die Visualisierung zentraler Kennzahlen wie CPI und SPI im Infoboard – basierend auf allen freigegebenen Statusberichten – erlaubt eine zeitbezogene Auswertung der Projektperformance und erleichtert die frühzeitige Erkennung negativer Trends. Diese Funktionalität unterstützt fundierte Managemententscheidungen, ohne dass manuelle Auswertungen nötig sind.
Ergänzend dazu bietet PLANTA Project mehrere Optionen zur Berechnung des Earned Value: etwa auf Basis abgeschlossener Arbeitspakete, eingegebener Fertigstellungsgrade, proportional zur Zeit oder mithilfe frei definierbarer Fixwerte. Diese Konfigurierbarkeit ermöglicht eine präzise Anpassung an projektspezifische Anforderungen und sorgt für eine belastbare, realitätsnahe Projektkontrolle – auch in komplexen Umgebungen mit häufigen Planänderungen.
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Fazit: Warum Earned Value Management ein mächtiges Werkzeug für Projektmanager bleibt
Earned Value Management hat sich über Jahrzehnte als eine der zuverlässigsten Methoden zur Messung und Steuerung der Projektleistung bewährt. Sein Kernwert liegt in der Fähigkeit, eine objektive und integrierte Sicht auf den Projektumfang, den Zeitplan und die Kosten zu bieten. Durch die Quantifizierung von Leistung und Fortschritt ermöglicht EVM nicht nur präzise Standortbestimmungen, sondern auch fundierte Prognosen und dient als effektives Frühwarnsystem bei Abweichungen vom Plan.
Die wichtigsten Vorteile – objektive Messung, proaktive Kontrolle durch Frühwarnindikatoren, erhöhte Transparenz für alle Stakeholder und die Förderung von Verantwortlichkeit – machen EVM zu einem unverzichtbaren Werkzeug im Arsenal jedes Projektmanagers. Zwar hat die Methode ihre Grenzen, etwa bei der direkten Qualitätsmessung oder der Bewertung des Geschäftswerts, und die Implementierung erfordert Disziplin und Aufwand. Dennoch überwiegen die Vorteile bei korrekter Anwendung deutlich. Die Anpassungsfähigkeit von EVM, beispielsweise für den Einsatz in agilen Umgebungen (Agile EVM) oder hybriden Modellen, zeigt zudem seine Flexibilität und anhaltende Relevanz in sich wandelnden Projektlandschaften.
Moderne Projektmanagement-Software wie PLANTA Project erleichtert die Anwendung von EVM erheblich, indem sie die komplexen Berechnungen automatisiert und die Ergebnisse verständlich aufbereitet. So können sich Projektmanager auf die Analyse der Daten und das Treffen fundierter Entscheidungen konzentrieren, anstatt sich in manuellen Kalkulationen zu verlieren.
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